Zuhause im Wort.

Veröffentlicht: September 13, 2010 in SchöneWORTE

Dies soll mein Platz sein für jene schönen Worte, die mir im Alltag über den Weg laufen, um sie zu bewahren … vor der Flüchtigkeit des gesprochenen Wortes und des Augenblicks.

Luftgaengerin// Seiltaenzerin// engelhaft// Füllfederhalter// Augenspiel// Augensprache// zauberisch// bassal// feinnervig// Gioia// Herzhaut// Herzmensch// Herzenshaus// Abendlächeln// augustblau// Heublumenkind// Lichtermeere// Magischwerden// rankenhaft// seraphisch// Scherbenweg//

„Sesam, öffne dich“

Veröffentlicht: September 13, 2010 in MONATGSgedanken

Das Stechapfelmaedchen geht neue Wege. Es legte heute zum ersten Mal Pakete in eine sich von Zauberhand öffnende Maschine. Während sie vor dem Kasten stand, noch skeptisch, aber doch auf Automaten bauend, erinnerte sie sich an „Ali Baba und die vierzig Räuber“ aus Tausendundeine Nacht. Die güldene Kundenkarte und eine geheime Kombination aus Ziffern waren ihr „Sesam, öffne dich“. Kein Schatz dahinter, aber sie wollte ja vorerst milde Gaben auf die Reise schicken. Wer das Stechapfelmaedchen beschenken mag, merke sich folgende Ziffern 33779335 Packstation 106/ 01239 Dresden.

Man  muss nicht jede Neuerung mitmachen, aber vielleicht jede Zweite?


Der ReißVERschluss

Veröffentlicht: August 7, 2009 in GESCHICHTEn

Zuweilen fällt mir die Auswahl des richtigen Kleides leichter als die Wahl des Partners an meiner Seite. Zunächst sind da die sommerlichen, hellen Kleider für Tage und Abende wie wir sie momentan erleben. Dann die eher Schlichten für die Arbeit und daneben das kurze Rote für besondere Anlässe. Ich musste es haben, es könnte sein, dass es in Zukunft eine Gelegenheit gibt bei der ich unbedingt ein Kleid dieser Art und Form bräuchte, ein Anlass der ohne dieses Kleid auch ohne mich stattfinden müsste. Der Kauf stand unter dem Motto “Für alle eintretende Fälle gewappnet sein!“. Frauen denken zwar vorausschauend aber dabei wenig rational. Ich trug dieses besagte Kleid bisher ungefähr 13 Minuten lang, wenn man Anprobe im Laden in unsäglich fahlem Umkleidekabinenlicht und die nachträgliche Begutachtung in heimischen Gefilden addiert. Schon dabei stellte ich fest, dass es mir ohne Hilfe einer weiteren Person nicht möglich ist, diesen Fummel adäquat, soll heißen mit geschlossenem Reißverschluss, anzuziehen. Wer produziert solche Abschleppklamotten, die ja wohl nur für Singles gedacht sein können und baut derartige Raffinessen ein, die ein Ankleiden in Klausur unmöglich machen? Ich bereue langsam meiner Katze in den drei Jahren unsere Zusammenlebens lediglich beigebracht zu haben, ihr Katzenklo und nicht die Erde aus den Blumentöpfen zu benutzen. Ich hätte ihr stattdessen in täglichem Training zeigen sollen, wie man Reißverschlüsse an Frauchens sexy Ausgehkleid schließt, damit auch sie für alle Eventualitäten in ihrer Mitbewohnerins Leben gewappnet ist. Paula kommt also nicht in Frage.

Ich kann mir in diesem Land nachts bei Vollmond die Haare schneiden lassen, kann mir zu jeder Tages- und Nachtzeit Blumen von A nach B schicken lassen, mir alle erdenklichen Herrlichkeiten ordern, Türschlösser knacken, Abflüsse entstopfen und fachmännisch Ungeziefer aus der Bude, so ich denn welches habe, befördern lassen. Aber hat schon mal jemand was von einem Reißverschluss-Service, der ins Haus kommt, gehört? Ich nicht! Ich könnte eine Pizza bestellen und den jungen Mann – wieso denke ich junger Mann? – bitten, mir zu helfen. Ganz einfach! Aber irgendwie ist mir das zu blöd. Meine Nachbarin mag ich nicht fragen, wenn die mich in dem halbfertigen Aufzug sieht muss ich mir ihre Kommentare reinziehen.

Das ist übrigens eine berühmte Szene, sinniere ich weiter. Nur kommen da zwei Menschen vor – Mann und Frau machen sich für´s Ausgehen fertig. Sie: „Schaaaatz, kannst Du mal?!“ und dreht ihm mit hochgehaltenen Haaren ihren entblößten Rücken zu. Es gibt diese Szene in unterschiedlichsten Varianten. Der Könner ergreift siegessicher die Lasche und schließt das Kleid als würde er den ganzen Tag nichts anderes tun. Zum Abschluss ein Kuss auf den Hals der Angebeteten. Dann der Grobmotoriker. Generell gewillt, aber seine Pranken können mit solchen zierlichen Häkchen beim besten Willen nicht umgehen. Wo Feingefühl nicht ist, hilft Kraft dann auch nicht und krönt das ganze mit einer Zerlegung des Verschlusses in zwei Teile – einer am Kleid, der andere zunächst freudestrahlend in der Hand des Kerls mit den Pranken, bevor sie ihm den auch noch wutentbrannt aus den Pfoten reißt. Der Abend dürfte gelaufen sein. Zwischen Grobmotoriker und Könner gibt es den Fummler. Gewissenhaft setzt er seine Brille auf, als wären die Zähne des Verschlusses im Nanometerbereich hergestellt worden und so winzig klein, dass man ein Mikroskop dafür bräuchte. Was er veranstaltet ist sicherlich kein glatter Durchmarsch, aber mit der ein oder anderen Schweißperle auf der Stirn und dem ein oder anderen „Nun mach schon.“ von ihr gelingt es ihm dann doch irgendwann, der Geliebten den Rücken zu verhüllen. Elegant ist was anderes. Während ich mich glücklich schätze, weder Grobmotoriker noch Fummler hier in meiner Wohnung zu haben, wünsche ich mir langsam den mit der Wunderlampe und dran reiben herbei. „Du hast drei Wünsche frei!“ Entnervt falle ich mit meinem roten Kleid aufs Bett. Wie ich da so bäuchlings in die Kissen atme und meinen Arm auf den Rücken lege kann ich locker die Lasche greifen und bis nach oben ziehen. Es ist zu! Glücklich schlafe ich ein, vorbereitet auf jedes Fest, jede Party…….im Traum begegnet mir dann noch einer, der mein Kleid nicht schließt, sondern aufmacht! Hat man so was schon mal erlebt? Weiß der Typ überhaupt…..aber hey, er küsst gut!